Details
Transformationen
Dieser Praxis-Workshop richtet sich an alle Theater-Tätigen, die auf Anregungen und Arbeitsweisen mit Objekt, Material und Figur neugierig sind.
Gemeinsames Experimentieren mit verschiedensten Materialien, wie z.B. Feinstrumpfhosen, Putzfäden oder Fahrradschläuchen, wird im Fokus des workshops stehen.
Wir erproben Verwandlungsprozesse von Alltagsobjekten und bekannten Materialien um szenische Ideen und Figuren/Kostüme entstehen zu lassen. Diese Gestaltungsmittel werden als Spielpartner und raumbildendes Element (Solo, Duo, chorisch) erkundet.
In vielen Theaterprojekten fordern »low budget«-Rahmenbedingungen besonders zu ideenreichen Materialtransformationen heraus. Ergänzend zum praktischen Experimentieren wird hierzu ein Spektrum verschiedener Künstler_innen und Arbeitsformen vorgestellt.
Anhand von umfangreichem Bildmaterial besprechen wir Materialrecherche/-akquise, Sachsponsoring, Nachhaltigkeit/ökologische Aspekte sowie basics zum Thema Sicherheit im Theater.
Im abschließenden »speed spacing« führen wir verschiedene Gestaltungsmittel in skizzenhaften Installationen zusammen. Projektbeispiele, konkrete Gestaltungsfragen und Anregungen aus der Gruppe sind sehr willkommen und keine Vorkenntnisse notwendig. Sehr gern wird für Projekt-Ideen der Teilnehmenden eine Austausch- und Beratungsplattform angeboten.
Ziel des Praxisworkshops ist es, Inspiration und Basiswissen für die Ideenentwicklung und die konkrete Umsetzung der visuellen Gestaltung eines Theaterprojekts zu erlangen.
Interview Maria Wolgast, Kulturwissenschaflerin (Dipl.)
Bühnen-/Kostümbildnerin (MA), für Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel
ba: »Ein Kostüm aus Kabelbindern? Ein lebender Regensschirmwald? Eine Bühne aus Feuerwehrschläuchen? Maria, Du arbeitest in deinen Bühnen- und Kostümbildern immer wieder mit Materialverwandlungen. Was interessiert Dich an der künstlerischen Transformaton von Materialien?«
MW: »Die Neugier und das Staunen darüber, was Objekte und Materialien im Theater noch sein können als in ihrer bekannten Alltagsfunkton - das war für mich schon immer faszinierend. Was für
unterschiedliche Atmosphären, Assoziationen und Eigenleben stecken in Materialien oder Objekten? Was kann das erzählen? Mein erstes Kostüm habe ich mit 16 aus 150 Papprollen und Gummibändern gebaut – ich war wie ein laufendes Xylophon auf der Bühne. Das war eine Initialzündung. Im Studium habe ich dann weiter mit Materialien für Kostüm und Raum experimentiert: ein Phädra-Gewand aus Teig, Chor-Masken aus Tableten-Verpackungsresten, mein erstes Bühnenbild nur aus Styroporchips. Diese Begeisterung habe ich bis heute – nach über 20 Jahren Theaterarbeit: ein zentrales Bild oder Universum und eine verbindende Materialität, die möglichst wandlungsfähig ist, zu fnden. Natürlich nicht beliebig, sondern als materielle Übersetzung für das, was für mich das Kernthema ist – unabhängig ob
Ausstellungsinstallation, Musiktheater, Schauspiel, Kinder-/Jugendtheater oder Projekte im urbanen Raum.«
ba: »Du unterrichtest seit vielen Jahren in künstlerischen Studiengängen und gibst workshops zu Materialtransformationen. Möchtest Du Deine Begeisterung weitergeben?«
MW: »Unbedingt! Es macht mir riesige Freude mit Leuten gemeinsam spielerisch Material zu erkunden. Und es ist für mich immer wieder eine Entdeckungsreise, welche szenischen Impulse spürbar und
erfahrbar werden. Und das alles ohne schauspielerische Expertise oder sprachliche Fähigkeiten, mit unterschiedlichen Zielgruppen. Es geht um Ofenheit für das Etperimenteren von Material in Bezug zu Körper und Raum. Diese Spannungsverhältnisse auszuloten: einen Verwandlungsprozess von Material und dem daraus entstehendem Raum - durch die Akteure initiiert. Zum Beispiel: Leute mit Regenschirmen werden zu Quallen oder Anglerfischen und erzählen eine
Tiefseegeschichte in Bildern. Wie das geht, gibt`s beim Workshop zu erfahren.«
ba: »Welche Rolle spielen dabei Nachhaltgkeit und fnanzielle Rahmenbedingungen?«
MW: »Ökologische Aspekte im Umgang mit Materialien und Ressourcen sind mir schon immer sehr wichtig und es ist mir ein entscheidendes Anliegen, dass auch zu vermitteln. Das geht bei Materialakquise und – Recherche los, was es da für Möglichkeiten gibt von Materialinitiativen bis hin
zur »Grünen Bühne«. Häufig ist in freien Theaterprojekten und auch in Institutionstheatern durch die Sparmaßnahmen low budget angesagt. Das muss überhaupt nicht nur nachteilig sein, sondern fordert zu bewußterem Mit-Denken und Arbeiten auf. Ich liebe es z.B. im Fundus zu stöbern, wieder zu verwenden und war früher oft auf Recyclinghöfen um Anregendes für die Bühne zu finden. Egal ob Papier/Pappen, Styroporchips, Fahrradschläuche, Plastkeimer oder diverse
Verpackungsmaterialien. Das ist auch für mich immer spannend, welche Erfahrungen und Ideen Workshop-Teilnehmende haben. Ein kompletes, essentielles Thema, das uns alle betrifft– in übergeordneten politsch-ökonomischen Zusammenhängen sowieso. Ich fnde das absolut notwendig und sehe da auch meine Verantwortung, das anzustoßen. Wenn das gelingt, ist es im besten Fall eine Initalzündiung für nachhaltiges Theaterarbeiten.«
Informationen über die Barrieresituation finden Sie unter www.bundesakademie.de/akademie/service/barrierefreiheit/
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