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Schatten

Künstlerische Erkundung eines ambivalenten Phänomens
Der Schatten begleitet uns als stummer Doppelgänger, als Spur unserer Präsenz im Raum – und doch entzieht er sich. Er ist Beweis unserer Existenz und zugleich deren Negation: flüchtig und unkörperlich.

Das Phänomen des Schattens ist von wunderbarer Ambivalenz: Er kann größer sein als wir selbst, kann uns vorauseilen, kann bedrohlich oder beschützend wirken – er ist das Andere, das uns erst vollständig macht.

Seit dem Höhlengleichnis von Platon und der antiken Legende, in der die Tochter des Töpfers Butades den Schattenumriss ihres Geliebten nachzeichnete und damit das erste Bild schuf, ist der Schatten eng mit der Kunstgeschichte verwoben. Doch Schatten sind mehr als optische Phänomene: Sie bevölkern Mythologien, werden zu Metaphern für das Unbewusste, für Schattenexistenzen am Rand der Gesellschaft, für historische Traumata - und erzählen Substanzielles über das, was im Rampenlicht steht.

In einer Gegenwart, die alles ausleuchten, vermessen und transparent machen will, erinnert uns der Schatten daran, dass nicht alles der rationalen Durchdringung zugänglich ist. Er ist der Gegenentwurf zur vollständig illuminierten Welt – ein Refugium des Unbestimmten, des Mehrdeutigen, des Poetischen.
Die zeitgenössische Kunst nutzt diese Vielschichtigkeit: Christian Boltanskis Installationen sprechen von Vergänglichkeit, Kara Walkers monumentale Silhouetten konfrontieren mit kolonialer Gewalt, Vito Acconci boxt gegen seinen Schatten, Anselm Kiefers Werke beschwören die Schatten deutscher Geschichte, Tim Noble und Sue Webster verwandeln Müllhaufen in ihr Portrait.
Und so wird der Schatten selbst zum Sinnbild der Kunst: verhaftet mit dem, was ist, muss sie sich doch lösen, um Sichtbarkeit zu erlangen.

Der Workshop lädt zur praktischen Auseinandersetzung mit dem Schatten als künstlerischem Medium und als Denkfigur ein. Durch konkrete Übungen in Zeichnung, Fotografie, Installation oder intermedialen Formaten entwickeln die Teilnehmenden eigene Arbeiten – begleitet von theoretischen Impulsen und Werkbeispielen.
Das Seminar richtet sich an alle Interessierten – Künstler_innen, Vermittler_innen, Studierende. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

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