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3 Fragen an Feridun Zaimoglu

Das Schreiben laugt ihn körperlich aus. Wenn Feridun Zaimoglu zum Beispiel an einem Roman arbeitet, ist er über mehrere Monate jeden Tag fix und fertig und wünscht sich, dass die Arbeit nicht ganz so schweißtreibend wäre. Was bei seiner Arbeit herauskommt, sind Werke wie »Kanak Sprak«, »German Amok«, »Leyla« oder »Die Geschichte der Frau«, die allesamt von Feridun Zaimoglus Positionsfreude leben. Wut schätzt Zaimoglu als ästhetische Kategorie und konfrontiert sein Gegenüber ansonsten mit Freundlichkeit. Denn: Er ist »radikaler Pazifist«, und wenn er ein anderer Mensch sein könnte, dann einer, der am Wegesrand den Heiland kommen sah. Trotz einer langen Reihe von Werken und Würdigungen ist Zaimoglu das Gefühl fremd, es als Autor geschafft zu haben. »Ich bin voller Unruhe«, sagt er, »ich bin voller Gottvertrauen, und ich bin voller Demut.« Er liebt schwarze Kleidung, und niemand kennt ihn ohne seine zahlreichen Silberringe. Sie sind Lohn für harte Arbeit, und ihm gefällt ihr »Geklapper«. Apropos Geklapper: Zaimoglu schreibt meist auf einer elektrischen Schreibmaschine, Theaterstücke gar mit der Hand. Als analoger Mensch und »Offliner« hat er kein Verhältnis zu den sozialen Medien und findet E-Reader »ekelhaft«.  Bei seinem ersten Besuch an der Bundesakademie stellte ihm Olaf Kutzmutz am Rande des Literatur Labors Wolfenbüttel (www.lilawo.de) drei Fragen.

Alltag oder große Weltgeschichte – was taugt besser als literarischer Stoff?

Beides schließt sich nicht aus. Ich bin, ohne zu historisieren, gern in der vergangenen Gegenwart. Wenn ich eine meiner Geschichten in der vergangenen Gegenwart ansiedele, dann muss ich auch mehr oder weniger detailreich den Alltag erzählen.

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Wenn man kurz vor dem Tod nochmals Richtung Leben abbiegen darf, was hat das für Folgen beim Schreiben?

Einmal kam ich mit meiner Mutter durch puren Zufall heil aus einem brennenden Bus, und erst kürzlich hatte ich Glück, dass eine Lungenentzündung gerade noch rechtzeitig behandelt wurde. Was macht es mit einem Autor? Er spürt, wie jeder andere Mensch auch, große Lebensfreude – und arbeitet weiter. Am zweiten Tag nach dem Busunfall fing ich sofort an, einen Liebesroman zu schreiben. Und nach der überstandenen Lungengeschichte habe ich mich daheim an den Tisch gesetzt und am Theaterstück »Siegfried« für Bayreuth geschrieben – es ist so wunderbar zu leben.

Dein Rat an junge Autorinnen und Autoren?

Arsch hoch und hinaus!

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