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Kultursache Dezember 2025

Solidarität!

Zum Jahresende wird vieles dicht, schnell und laut. Wir möchten deshalb einen ruhigeren Moment anbieten und den Blick auf etwas richten, das die Kultur gerade besonders braucht: gelebte Solidarität. Sie zeigt sich dort, wo Wissen geteilt wird, wo Erfahrungen zugänglich werden und wo Räume entstehen, in denen Menschen einander unterstützen können. Für diesen Newsletter haben wir ausgewählt, was genau das stärkt – Impulse aus der Praxis, aktuelle Fördermöglichkeiten und Gespräche mit Expert_innen, die Solidarität nicht als Begriff, sondern als konkrete Arbeitsform verstehen

 

Im Geflecht: Solidarische Kulturarbeit denken & gestalten

Die Kulturbranche steht vor (einem Jahr voller) Verschiebungen: Kürzungen, unsichere Perspektiven, neue Anforderungen an Vermittlung, Teilhabe und Sichtbarkeit. Vieles davon ist nicht neu, doch die Verdichtung macht eines deutlich: Einzelne stoßen schnell an Grenzen, während kollektive Strukturen immer wichtiger werden. Solidarität bedeutet in diesem Kontext nicht nur Unterstützung im Krisenmoment, sondern auch das bewusste Teilen von Ressourcen, Erfahrungen und Entscheidungswissen. Darüber sprechen wir mit dem Theaterpädagogen, Projektentwickler und Regisseur Philipp Harpain. Der 59-jährige ist Intendant des Berliner Grips-Theater und hat das Bündnis »Berlin ist Kultur« initiiert, in dem er gemeinsam mit Kolleg_innen kulturpolitische Strategien entwickelt.
 Philipp Harpain ist einer der Referent_innen der Fachwerkstatt »Im Geflecht« Solidarische Kulturarbeit denken & gestalten «, die die Bundesakademie gemeinsam mit dem Bundesverband Theaterpädagogik und dem Landeszentrum Freies Theater Sachsen-Anhalt vom 20.02. – 21.02.2026 durchführt.
Hier geht es zum Interview.

Das solidarische Museum – Demokratie braucht Verbundenheit

In einer Zeit wachsender gesellschaftlicher Spaltungen ist Solidarität ein radikaler, widerständiger Akt. Die von Sarah Maupeu und Christiane Wanken formulierte Idee des »Solidarischen Museums« versteht das Museum als Raum, der aktiv zu gesellschaftlichem Zusammenhalt beiträgt und Verbundenheit sowie Unterstützung ins Zentrum stellt.
 Das solidarische Museum ist dabei vor allem eine Haltung: Wie gehen wir mit Macht um? Welche Perspektiven fehlen in unseren Entscheidungen? Wie schaffen wir Strukturen, die Care-Arbeit anerkennen, statt Menschen zu überlasten? Und wie öffnen wir Räume für echte, gelebte Teilhabe?
 Solidarität bedeutet, Privilegien zu reflektieren, Macht zu teilen und zuzuhören – auch wenn es unbequem wird. Sie fordert, historische Ausschlüsse nicht zu wiederholen, sondern abzubauen, und anzuerkennen, dass Veränderung Zeit, Unterstützung und gemeinsames Lernen braucht.
 
Im Februar 2027 widmet sich die Bundesakademie der Denkfigur »Das Solidarische Museum«: In einer Werkstatt mit Museumsmacher_innen und Museumsnutzer_innen befragen wir diese Vision und entwickeln sie weiter - durch Reflexion, Dialog und konkrete Strategien für den Museumsalltag.
Im Newsletter des Programmbereichs Museum gibt es dazu zeitnah genauere Informationen.

Perspektiven einer machtsensiblen Musikvermittlung

Wie kann Musikvermittlung zu einem Ort werden, an dem Machtstrukturen sichtbar und neu gedacht werden können?
 Die Tagung »Kritisch. Positioniert. Engagiert. Perspektiven einer machtsensiblen Musikvermittlung« widmete sich Ende Oktober drei Tage lang diesem Thema. Es gab Raum für kritische Selbstbefragung und kollektives Lernen: Welche hegemonialen Muster prägen das Feld? Wie können sie erkannt, verlernt und überwunden werden? Und wie lässt sich ein machtsensibler Rahmen schaffen, der Schutz, Vielfalt und echte Partizipation ermöglicht?
 Die Tagung wurde in Kooperation mit der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und dem Forum Musikvermittlung an Hochschulen und Universitäten durchgeführt.
 Einen tieferen Einstieg in die Thematik bietet der Text von Shanti Suki Osman. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Musikpädagogik am Institut für Musik der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
  

»Keiner darf so reich werden wie Elon Musk«

Am 11.12.25 war Christian Felber, der österreichische Erfolgsautor und Verfechter des alternativen Wirtschaftsmodells der »Gemeinwohl-Ökonomie« (GWÖ) zu Gast in Wolfenbüttel. Im Zentrum der GWÖ steht der Gedanke, den Erfolg von Unternehmen, Organisationen und Kommunen nicht am rein wirtschaftlichen Erfolg zu messen, sondern daran, welchen Beitrag sie zum Gemeinwohl leisten. In Deutschland sind zurzeit fast 1.000 Unternehmen und Organisationen, darunter auch die Bundesakademie GWÖ-zertifiziert. In Wolfenbüttel führte der 53-jährige vor über 120 Gästen in seine Philosophie ein und stellte die provokante Frage, wie viel Reichtum in einer Demokratie legitim ist und wie wir Systeme gestalten können die Leistung und Verantwortung belohnen, aber gleichzeitig soziale Balance sichern.  In der anschließenden Diskussion mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Dunja Kreiser (SPD) und Silke Parnack (Vorstandsmitglied WirDesign) wurde des Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet.
 Zum Ende: Großer Applaus für eine große Vision, die weltweit immer mehr Anhänger findet und gerade in diesen Zeiten eine Blaupause für eine neue Werteorientierung sein kann.

Solidarisch teilen

Von der Kunst leben, das ist nicht leicht. Das wurde gerade erneut durch eine Studie des BBK bestätigt. Wie können wir hier solidarisch sein? Neben einer langen Reihe von verbesserten Rahmenbedingungen und besseren Honoraren können auch differenzierte Förderprogramme eine Rolle spielen.
Wir teilen hier unsere Recherche zu Stipendien, Förderungen & Residenzen

Solidarisch lesen: Literaturtipps

Thomas Blum, Stefanie Kiwi Menrath, Josefine Siebert, Nina Stoffers (2025): Solidarität probieren – Über den Versuch eines klassismussensiblen Modells von Vortragshonoraren

Der Artikel beschreibt die Motivationen, Ideen, Aushandlungs-, Umsetzungs- und Reflexionsprozesse, die im Rahmen der Ringvorlesung zu Kultureller Bildung und Klassismus mit dem Erproben eines solidarischen Honorars einhergingen. Über Erfahrungen mit dem Modell und biografische Positionierungen unterhalten sich Thomas Blum, Stefanie Kiwi Menrath, Josefine Siebert und Nina Stoffers

Peter Hammerschmidt, Gerd Stecklina, Caroline Steindorff-Classen (2025/2024): Kulturelle Bildung und Soziale Arbeit.

Soziale Arbeit und Kulturelle Bildung, so mag es erscheinen, gehören unterschiedlichen Welten an. Gleichwohl zeigen sich bei näherer Betrachtung sowohl in den jeweiligen Praxen als auch in deren Theorien zahlreiche Berührungspunkte. Diese in ihrer grundlegenden Bedeutung aufzuzeigen, ist Anliegen dieses Beitrags.
Hinweis: Der Beitrag bezieht sich auf Sozialpädagogik als einer »Pädagogik des Sozialen und der Solidarität«.

Aus dem Haus

Neue Partnerschaft für Aller.Land: Bundesakademie Wolfenbüttel stärkt Begleitung

Das bundesweite Programm Aller.Land unterstützt ländliche Regionen dabei, mit Kultur Gemeinschaft zu stärken und nachhaltige Strukturen vor Ort aufzubauen. Ein zentraler Bestandteil ist die qualifizierende Begleitung der geförderten Regionen.

Ab 2026 wird diese Begleitungsarbeit durch eine neue Partnerschaft mit der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel weiter gestärkt. Gemeinsam werden bis Ende 2029 insgesamt acht Regionalmodule umgesetzt. Sie unterstützen die 30 Aller.Land-Regionen praxisnah beim Aufbau und der Stärkung beteiligungsorientierter Kulturnetzwerke und fördern regionalen Austausch mit Expert_innen.

Ab dem nächsten Jahr finden Sie weitere Informationen auf unserer Website. Bei Fragen steht Ihnen Marit Tote als Ansprechpartnerin gerne zur Verfügung.