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3 Fragen an Christine Biehler

Die Transformation von Räumen steht im Zentrum ihrer künstlerischen Praxis. Christine Biehler arbeitet interdisziplinär und in situ. Ihre ortspezifischen Installationen und Interventionen sind von vornherein als „temporäre Stücke“ gedacht und verdichten sich mittels kalkulierter Eingriffe zu poetischen Raum-Bildern, die die Wahrnehmung der Orte ihres Geschehens nachhaltig beeinflussen. Bei dem Seminar „Tafeln“ in der Bundesakademie antwortet sie auf drei Fragen von Nikola Markovic, Assistent im Programmbereich Bildende Kunst.

 

Warum Essen und Kunst?
Die Beschäftigung mit dem großen Thema Mahlzeit ist gut geeignet, die eigenen Tabus kennen zu lernen, etwas über Raum- und Zeitstruktur zu lernen und Atmosphäre als plastisches Material zu begreifen – also ganz viel zu lernen, was zur Basis von künstlerischem Arbeiten gehört.
Zum Thema selbst komme ich durch meine eigene künstlerische Forschung, die viel um das Prozesshafte, Bewegliche, auch Vergängliche kreist und in Rauminstallationen z.B. mit Wind oder Eis oder Nebel in einem auch körperlich erlebbaren Bild erfasst. Ende der 80er Jahre habe ich deshalb auch viel mit Nahrungsmitteln experimentiert, Schimmelkulturen gezüchtet, Obst geschlachtet oder mit Zuckerwatte gezeichnet. Das Material hat sich gewandelt, meine Lust am Essen und am Inszenieren von Speisen und Zusammenkünften von Menschen ist nichtsdestotrotz geblieben und jetzt bringe ich sie als Kunstvermittlerin in meine Seminare ein.

 

Was für eine künstlerische Installation wäre für Wolfenbüttel geeignet?
Leider kenne ich die Stadt nicht gut. Wenn ich nach Wolfenbüttel für eine Arbeit im öffentlichen Raum eingeladen würde, dann würde das mit Feldforschung beginnen. Wo sind die neuralgischen Punkte der Stadt, was sind die Themen, die durch die Kunst ins öffentliche Bewusstsein geholt werden müssten? Erst dann, also vom Ort und der Situation ausgehend, würde ich beginnen mir über die Form Gedanken zu machen. Zur Zeit kommen in meinen neuen Installationen starke Windmaschinen zum Einsatz.

 

Aus Deiner Sicht: Wo gibt es derzeit etwas Aktuelles zu Kunst und Essen?
Aktuell läuft im Museum MARTa in Herford unter dem Titel „Atelier+Küche“ eine Ausstellung, in der auch einige Schlüsselwerke zum Thema Mahlzeit zu sehen sind – sehr zu empfehlen! Oder wer im Sommer Lust hat sich in Sachen Kunstgenüsse auf den Weg zu machen, kann sich auch die Ausstellung „Kunst mit Schokolade“ im Museum Ritter in Waldenbuch anschauen. Das Thema reizt offensichtlich immer wieder und immer noch einige Kuratoren.
Ich werde im kommenden Jahr für den Kunstverein Cuxhaven eine Ausstellungsreihe konzipieren und habe mir in diesem Zusammenhang noch einmal die Arbeit des schottischen Kollegen Justin Carter angesehen, der einen Eisstand entwickelt hat, bei dem leckeres Speiseeis mit Hilfe von Solartechnik vor Ort hergestellt und gekühlt wird – je mehr Sonne, je mehr Eis! Solche wegweisenden und gleichzeitig humorvollen Projekte interessieren mich.

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