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Auf dünnem Eis

Literaturkritiker Ijoma Mangold leitete Autobiographiewerkstatt

Ein Literaturkritiker, der eine Autobiographie vorlegt? Ein Gang über dünnes Eis, den Ijoma Mangold da vor zwei Jahren mit seiner Lebensgeschichte »Das deutsche Krokodil« gewagt hat. Das Eis hielt, keinerlei Einbrüche, sondern ganz im Gegenteil: Allenthalben Beifall für seinen Blick auf das Leben eines Deutschen, der anders aussieht als andere Deutsche.

Gute Voraussetzungen also, um auf dieser Grundlage in Wolfenbüttel mit vierzehn Autorinnen deren Lebensgeschichten kritisch durchzusprechen. Drei Tage lang stand in der Autobiographiewerkstatt »Ich«, so der Titel, einiges auf dem Spiel, wenn wahres Erleben und literarische Form in der Seminarrunde abgeglichen wurden. Schließlich interessiert Leserinnen und Leser nicht nur, wie ein Leben wirklich verlaufen ist, sondern vor allem, ob dieses Leben in einer dramaturgisch und stilistisch angemessenen Art präsentiert wird. Dafür war Ijoma Mangold genau der richtige Gesprächspartner. Er scheute sich auch bei sensiblen, schmerzlichen Themen nie, das Exemplarische des »Falles« zu befragen: Warum soll aus dieser Geschichte über eine tragisch gescheiterte Liebe oder eine lebensbedrohliche Krankheit ein Buch werden? Was können Leser daraus im weitesten Sinne »lernen«? Wo verlaufen die Grenzen zwischen Literatur und Therapie?

Dass alles gut ging in diesen Tagen von Wolfenbüttel, war nicht nur ein Verdienst von Ijoma Mangold und Olaf Kutzmutz, dem Programmleiter Literatur der Akademie. Dazu trugen maßgeblich auch die vierzehn Teilnehmerinnen bei, denen der Gang übers dünne Eis der Kritik durch Respekt und Einfühlungsvermögen gelang.

 

 

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