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Schwebende Zustände

Oder Gravitation ist pure Gewohnheit
An der Schnittstelle von Kunst, Physik und Philosophie eröffnen sich ungewohnte Perspektiven und poetische Blicke auf Bekanntgeglaubtes. In der künstlerischen Praxis entdeckt das Seminar (neue) Wirklichkeiten und befreit unter scharfer Beobachtung alltägliche Dinge von Banalität – aus experimentellen Versuchsanordnungen entstehen Installationen, Objekte oder Fotografien.

Manchmal braucht es nur etwas Bewegung oder eine andere Perspektive, um alltäglichen Dingen Ungewöhnliches zu entlocken. Für einen Augenblick entsteht eine Welt, die ein paar Momente später vielleicht schon nicht mehr zu sehen ist, und gerade durch ihre absolute Gegenwärtigkeit besticht. Realität(en) verkehren sich und stehen Kopf.
Licht, Raum, Zeit, Perspektive und physikalische Gesetzmäßigkeiten sind unsere Stellschrauben, an denen wir in diesem Seminar mit künstlerischem Fingerspitzengefühl drehen. Wie lang dauert ein Moment und welche Ansätze eignen sich um ihn festzuhalten oder zu verlängern? Gelingt es uns, dem Alltag ein Schnippchen zu schlagen und hinter dem Schein eine neue poetische Seite zu entdecken?

Galt Physik als emotionslose, ernste Wissenschaft, schien die Empfindsamkeit dem Bereich der Künste vorbehalten und die Philosophie wiederum für die existenziellen Fragen zuständig zu sein. Kreative Arbeit an der Schnittstelle dieser Bereiche greift die menschliche Neugier an unserer Umgebung auf, getrieben vom Wunsch, die eigene Existenz zu begreifen. Das Seminar regt an, Bekanntgeglaubtes umzudrehen – und in (physikalischen) Phänomenen lustvolle Inspiration zu finden bzw. die künstlerische Umsetzung als seriöses Unterfangen wahrzunehmen.
Nach einer Einführung in ästhetische Strategien zwischen Kunst, Naturwissenschaft und Philosophie, beginnen wir mit unseren eigenen experimentellen Anordnungen und lassen im Versuch Fotografien, Objekte und Installationen entstehen. Am Ende werden wir vielleicht Sonnensysteme so fotografiert haben, als wären es Lampenschirme, Pingpong-Bälle oder Schallplatten – oder eben genau anders herum?
Das Seminar bietet Gelegenheit, die eigene künstlerische Arbeit und die subjektive Wahrnehmung in schwebende Zustände zu versetzen und neue Facetten zu entdecken. Es richtet sich an alle, die sich in ihrer schöpferischen und vermittelnden Arbeit mit der eigenen Wahrnehmung beschäftigen und kleine Beobachtungen mit großen Fragen verbinden wollen.

Sophia Pompéry studierte Bildhauerei an der Weissensee Kunsthochschule Berlin bei Karin Sander und Antje Majewski und war bis 2011 Teilnehmerin am Institut für Raumexperimente bei Olafur Eliasson, an der Universität der Künste. Ihre Arbeiten waren u. a. im Stedelijk Museum, in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, an der Neuen Nationalgalerie, in der Akademie der Künste und im Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart Berlin zu sehen.