Zur Navigation springen Zum Inhalt springen

3 Fragen an Andreas Platthaus

Im Comic-Universum Entenhausen ist er Molkereibesitzer, in der anderen Welt Zeitungsredakteur. Seit 1997 arbeitet Andreas Platthaus bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Feuilleton und ist derzeit stellvertretender Leiter der Literatur-Redaktion. Als Journalist und Donaldist in Personalunion bewegt sich Platthaus zwischen den Welten von Hoch- und Populärkultur und baut Brücken zwischen diesen beiden Kulturen. Platthaus schreibt nicht nur für seine Zeitung. Neben dem Roman „Freispiel“ hat er vor allem Sachbücher veröffentlicht: darunter einschlägige Publikationen zu Comics, eine Unternehmerbiografie zu Alfred Herrhausen und zuletzt „1813. Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt“. Andreas Platthaus hat in diesem Jahr zum ersten Mal an der Bundesakademie unterrichtet, und zwar in einem Seminar zu Schreibweisen des Feuilletons. Am Rande der Werkstatt „Über Kultur berichten – aber wie?“ stellte ihm Olaf Kutzmutz drei Fragen.

 

Welches war Ihre schwierigste Arbeit als Journalist?

Am schwierigsten ist immer das, was einem keine Freude bereitet. In der Regel sind das nicht Artikel, die man schreibt, sondern verwaltungs-technische Dinge. Zwei Mal war ich Redakteur der Wochenend-Beilage „Bilder und Zeiten“, und zwei Mal wurde mir diese Beilage eingestellt. So etwas kränkt, zumal die Beilage gut gemacht, aber leider nicht zu finanzieren war. Das den Mitarbeitern zu erzählen, die teilweise speziell für diese Beilage Artikel geschrieben oder Zeichnungen geliefert haben, gehört zu den wirklich unerfreulichen Momenten im Beruf.

 

Wie steht es um ein gedrucktes Feuilleton im digitalen Zeitalter?

Wir sind mitten in einem Prozess, alles ist viel schnelllebiger geworden. Mittlerweile ist es eine schwierige Frage, ob man bestimmte Themen bis zur Zeitung des nächsten Tages aufbewahren kann oder ob man solche Artikel nicht schon am Vortag ins Netz stellt. Wenn man vorab veröffentlicht, können sich Abonnenten melden und sagen: „Das haben wir doch gestern schon bei euch im Netz gelesen. Wieso bezahlen wir überhaupt eine Zeitung?“ Wenn man den Artikel für die gedruckte Ausgabe zurückhält, können die Zeitungsleser sagen: „Ihr habt davon doch schon gestern gewusst. Warum habt ihr mich nicht vorab übers Netz informiert?“

Aus diesem Zweispalt kommt man derzeit nicht heraus, weil sich mit dem Netz nicht so viel Geld verdienen lässt, als dass man dort all seine journalistischen Perlen aufreihen könnte. Derzeit geht von der gedruckten Zeitung – auch das wird sich wohl mittelfristig ändern – noch eine größere Würde aus, sie findet weitaus mehr Beachtung als Artikel im Netz. Vielleicht liegt das allein schon daran, dass man weiß: Eine gedruckte Zeitung kostet mehr Mühe, sie ist kostspieliger in der Herstellung. So fällt ein Teil der Arbeit, die eine gedruckte Ausgabe macht, zurück auf die Wahrnehmung der Artikel, die darin erscheinen. Bei allem Wandel und immer mehr Menschen, die mit dem Netz selbstverständlich aufwachsen, sehe ich genau darin die Chance für Zeitungen. Ich bin sicher, dass es noch etliche Jahrzehnte genügend Menschen geben wird, die genau diese Anmutung schätzen. Das wird nicht für den großen Zeitungsmarkt reichen, aber für bestimmte Produkte. Und ich hoffe, dass die F.A.Z. als anspruchsvolles Blatt zu den Produkten gehört, für die weiterhin Bedarf besteht. Ob in derselben Auflagenhöhe, vermag ich nicht zu sagen; vielleicht werden Zeitungen auch viel teurer werden müssen.

 

Welche Rolle spielt für Sie die eigene literarische Arbeit?

Wir alle kennen das Gerücht, Kritiker wären frustrierte Schriftsteller, die kein eigenes literarisches Werk zustande bringen. Das war keineswegs mein Antrieb, einen Roman zu schreiben. Die Idee zu „Freispiel“ trug ich schon mit mir herum, als ich noch keine einzige Zeile für Zeitungen geschrieben hatte. Man könnte jetzt folgern: Weil das Buch nicht geschrieben wurde, bin ich – ganz auf der Linie des Gerüchts – Journalist geworden. Dem ist aber nicht so. Ich wusste einfach, der Roman wird irgendwann geschrieben.

Ich habe an dem Buch gearbeitet, ohne irgendjemandem davon zu erzählen und ohne vorab einen Verlag dafür zu haben. Letztlich fand der Roman einen Verlag, wurde aber kein Verkaufserfolg. Davon unabhängig ist „Freispiel“ immer noch ein Buch, das mich vollkommen zufriedenstellt. Es ist ziemlich exakt so geworden, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich habe achtzehn Jahre gewartet, bis ich das Buch geschrieben habe, und mich hat unfassbar beruhigt, dass man sich viel Zeit mit Dingen lassen kann. Das war vermutlich nicht mein letzter literarischer Versuch, aber aus dem nächsten muss nicht notwendig wieder ein Roman werden. Zwei, drei Ideen schlummern immer noch in mir, die ich gern einmal wecken würde.

 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Schreibe einen neuen Kommentar

Weitere Beiträge im Blog

zurück zum Blog