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Nachgefragt bei: Friederike Ankele

Nachgefragt bei: Friederike Ankele, der Leiterin des Musikland Niedersachsen, die gerade eine Telefon Hotline für Musiker_innen zur Corona-Situation anbietet.

 Wie sieht die Situation derzeit bei Ihnen konkret aus?
In den vielen Gesprächen mit Anrufer*innen unserer Telefon-Hotline, zumeist freischaffenden Musiker*innen, dominieren derzeit insbesondere zwei Gefühle: Frustration und Verunsicherung. Der großen Euphorie bezüglich der angekündigten Hilfen folgte schnell die Ernüchterung: Die meisten freiberuflich Tätigen fallen bekanntermaßen durch das Raster der angekündigten Soforthilfen für Solo-Selbstständige. Hinzu kommt ein föderales Ungleichgewicht, vulgo unterschiedlich ausgestaltete Hilfsprogramme der Bundesländer.
Auch das Arbeitslosengeld II offenbart - trotz rasch eingeführter Modifizierungen - große Defizite. Arbeitslosengeld beantragen zu müssen, obwohl man eigentlich nicht arbeitslos ist. Dem Staat alle Vermögens- und Lebensverhältnisse offenlegen. Zum Verdachtsfall werden und schließlich: nicht systemrelevant, also weniger wichtig, gar verzichtbar sein? Hier gilt es, die psychologische Komponente nicht zu unterschätzen.
Auch ganz konkret sind Aspekte wie Zuverdienst, leben in Bedarfsgemeinschaften oder die Situation von selbstfinanzierten Student*innen nur einige Beispiele, die uns begegnen, welche Ansprüche mindern oder entfallen lassen und großen, bürokratischen Aufwand (von allen Beteiligten) erfordern.
In punkto Neu- bzw. Wiederanfang sind weiterhin nahezu alle Fragen offen. Das Bedürfnis nach klaren Signalen aus der Politik, die die Gegebenheiten der kulturellen Infrastruktur berücksichtigen, wächst.
Bei praktischen Belangen, wie bspw. der Definition von Großveranstaltungen oder ob privater Musikunterricht als außerschulische Bildung (noch verboten) oder Dienstleistung (erlaubt) zu gelten hat, zeigt sich der Informationsfluss als äußerst zäh. Planungen sind unmöglich, bzw. variieren in ihrem Horizont je nach optimistischer oder pessimistischer Einschätzung der Situation.
Es bedarf zeitnah realistischer »Exit Strategien« , einheitlicher Bedingungen für die Beantragung von Zuschüssen, sowie Zusagen für eine wirksame, nachhaltige existenzielle Absicherung der Gestalter*innen kulturellen Alltags.
Die wirtschaftlichen Einbußen werden hier in den meisten Fällen mit Sicherheit weit über das Anhalten der eigentlich Maßnahmen hinaus zu beklagen sein.  

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