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»Fast wie ein Geschenk«

Ein Rückblick auf 2 Jahre Wissenstransfer

Das Projekt »Wissenstransfer in der kulturellen Bildung« besteht seit November 2020, also seit 2 Jahren. Ziel war und ist es, neue Formate des Wissenstransfers zwischen Forschung und Praxis in der Kulturellen Bildung zu entwickeln. Pressereferentin Ulrike Schelling spricht mit Projektreferentin Anne Hartmann über zentrale Ergebnisse dieser Zeit.

ba: Liebe Anne, in zwei Sätzen: Hat der Aufbau neuer Formate funktioniert?
Anne Hartmann: Ja, das hat auf jeden Fall funktioniert, weil es uns gelungen ist, sehr unterschiedliche Formate zu entwickeln, die Akteur_innen der kulturellen Bildung in den gemeinsamen Austausch gebracht haben.

ba: Wie kann man sich das vorstellen?
Anne Hartmann: Wir haben Tagungsformate entwickelt, bei denen die Form an sich gar nicht so neu war, wir aber eine neue Haltung etabliert haben.
Wir haben Formate entwickelt, in denen der kollegiale Austausch im Vordergrund steht, z.B. die Critical Friends Workshops. Hier geht es darum, dass Projekt-Teams, die gerade in der Entwicklung oder am Ende eines Projekts stehen, eine Beratung durch, von uns ausgewählte, »Friends« bekommen.  So entstand ein sehr konstruktiver und wertschätzender Austauschraum, von dem alle extrem profitiert haben.
Ein weiteres Format sind die Denkwerkstätten, wo wir uns Wissenstransfer in spielerischen und künstlerischen Formaten genähert haben und der informelle kollegiale Austausch im Fokus stand.

ba: Du hast eben von einer anderen Haltung gesprochen. Wie sieht die aus?
Anne Hartmann: Wissenstransfer wurde oder wird noch immer sehr stark als reine Wissensvermittlung gedacht und als etwas, was oftmals/in der Regel am Ende eines Prozesses steht, z.B. enden Forschungsprojekte meist mit einer Publikation, in der Handlungsempfehlungen für die Praxis formuliert werden. Wir sind von dem Verständnis einer nachträglichen Weitergabe von Wissen weggegangen und haben stärker dialogisch gedacht. Wir sehen Wissenstransfer nicht als etwas Nachträgliches, sondern als Teil von Entwicklungsprozessen, in denen Praxis und Forschung gemeinsam in den Austausch gehen und Vorhaben entwickelt.
Außerdem haben wir die klare Gegenüberstellung von Forschung und Praxis aufgelöst und wieder einmal festgestellt, dass sie sowieso nicht so explizit existiert. Kulturelle Bildung ist ein heterogenes und interdisziplinäres Praxis- und Forschungsfeld und die Akteur_innen sind in unterschiedlichen Bereichen der Kulturellen Bildung gleichzeitig verortet und bewegen sich dazwischen. Wichtig ist ein gemeinsames Thema, die gemeinsame Auseinandersetzung. Dafür ist die Anerkennung von unterschiedlichen Wissenformen und -zugängen wesentlich und dann ist es egal, ob die Professorin oder die Praktikerin darüber spricht.

ba: Wie habt ihr die Teilnehmenden gefunden?
Anne Hartmann: Zum einen über das Netzwerk der ba, zum anderen über direkte Ansprache, u. a. über das Netzwerk Forschung Kulturelle Bildung. Viele Teilnehmende kamen aus der Vermittlung, der Pädagogik, der Kunst, der Wissenschaft, Verbänden sowie Schnittstellen, wie z.B. Kulturverwaltung oder der städtischen Kinder- und Jugendarbeit. Zum Teil haben sich die Kolleg_innen auch direkt mit Projektvorhaben bei uns gemeldet. Bei den Beratungsformaten haben wir die Teams kuratiert, sodass möglichst gute und effektive Gruppen entstanden. Die Critical Friends Workshops bieten wir übrigens immer noch an, falls Interesse besteht.
Weil wir ein drittmittelgefördertes Projekt sind, konnten wir unsere Veranstaltungen zudem kostenfrei anbieten. Viele Teilnehmende haben die Auszeiten gerade bei analogen Fortbildungen daher fast wie ein Geschenk empfunden.

ba: Wie schafft ihr es, dass Forschende und Praktiker_innen im Sinne einer echten Zweibahnstraße voneinander lernen können?
Anne Hartmann: Indem wir versuchen, die eben beschriebenen hierarchiearmen Räume zu kreieren, in denen die Profession keine Rolle spielt. Und dann braucht es einen klaren Fokus und auch die Bereitschaft, gewohnte Settings zu verlassen.

ba: Ein Ziel war es auch, geeignete Formate und Methoden zu entwickeln und den Zweibahnstraßen-Wissenstransfer qualitativ-empirisch zu untersuchen. Hierzu arbeitet die Bundesakademie mit der IU Internationale Hochschule (Verbundpartner), namentlich Prof. Dr. Lisa Unterberg und Dr. Elke Harnisch-Schreiber zusammen. Gibt es dazu schon erste Ergebnisse?
Anne Hartmann: Die Kolleginnen haben die Formatentwicklung und Durchführung im ersten Jahr beforscht. Wir waren von Beginn an in engem Austausch und viele Erkenntnisse flossen schon in die Weiterentwicklung der Formate ein. Hieraus resultiert auch die Erkenntnis, Forschende und Praktiker_innen nicht getrennt zu adressieren.
Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass es Austausch- und Reflexionsräume braucht und zwar nicht nur punktuell, sondern immer wieder. Es braucht ein gemeinsames Verständnis, gestaltete Räume sowie Zeit und Ressourcen. Wissenstransfer passiert eben nicht nebenbei.

ba: Wie geht’s jetzt weiter?
Anne Hartmann: Jetzt sind wir gerade dabei eine gemeinsame Publikation zu entwickeln, die auch nicht rein wissenschaftlich oder beschreibend sein soll, sondern für andere Kontexte anschlussfähig ist. Zudem konzipieren wir eine große Abschlusstagung im März zusammen mit dem Netzwerk Forschung Kulturelle Bildung, zu der wir schon jetzt ganz herzlich einladen! Wir führen außerdem weiterhin die Critical Friends Workshops durch.

ba: Euer Projekt war ja leider sehr stark durch Corona geprägt. Hat euch das eher behindert oder vielleicht sogar bestärkt?
Anne Hartmann: Sowohl als auch. Die Tagungen haben wir komplett online gemacht und das würde ich immer wieder so machen. So haben viele Menschen teilgenommen, die für 1,5 Tage nicht nach Wolfenbüttel gefahren wären. Auch die Critical Friends Workshops haben wir online entwickelt und werden sie auch online weiterführen.
Die Denkwerkstätten haben wir in Präsenz gemacht, was natürlich für den informellen Austausch super ist. Von daher war es ein guter Mittelweg und wir haben aus beiden Formaten das Beste herausgepickt.

Vom 16.-18. März 2023 lädt das Projekt Witra KuBi zusammen mit dem Netzwerk Forschung Kulturelle Bildung zur Netzwerktagung an die Bundesakademie für Kulturelle Bildung nach Wolfenbüttel ein! Im Fokus steht der Austausch zu Forschungs- und Praxisperspektiven zum Thema Wissenstransfer sowie zu Prozessen und Formaten für einen Transfer vielfältiger Wissensformen in der Kulturellen Bildung.

Bis zum 25. November können Vorschläge für Beiträge und für Formate, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Thema auseinandersetzen, eingereicht werden – hier finden Sie den Call . Die Netzwerktagung versteht sich als offene und prozessorientierte Dialogplattform, die zum Experimentieren, Erproben und Reflektieren einlädt. 

 

 

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