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Sebastian Fitzek hilft beim perfekten Mord

Hätte jemand am Muttertag durch die Fenster von Schünemanns Mühle geschaut, er hätte dort eine heitere Runde gesehen, die an lauschigen Cafétischchen sitzt und angeregt miteinander plaudert. Was so friedlich aussah, war jedoch in Wirklichkeit eine Versammlung von zwanzig (potenziellen) Tätern, die sich über ihre geplanten oder bereits schon verübten Gräueltaten austauschen wollten. Tipps und Tricks für den perfekten Mord erhofften sie sich dabei sowohl von ihren »Kolleginnen und Kollegen«, vor allem aber vom absoluten Profi in diesem Fach: Sebastian Fitzek.

Erstmalig kam der beliebte Psychothriller-Autor als Dozent für das Seminar »Achtung, Hochspannung! Plots prüfen mit Sebastian Fitzek« an die Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel. Olaf Kutzmutz, Programmleiter Literatur freute sich: »Ich habe schon seit langem versucht, Sebastian Fitzek für eine Schreibwerkstatt an die Akademie zu holen. Jetzt mit ihm gemeinsam die Plots der Teilnehmer zu besprechen ist schon etwas Besonderes«, sagte er.

Unter den 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Schreibwerkstatt waren u. a. ein Richter für Strafrecht, Kinderbuchautorinnen, Grafiker und Texter, ein Chemie-Ingenieur, eine Biologin, aber alle haben eines gemein: in ihren Romanen, die gerade entstehen, geht es nicht zimperlich zu. Es wird gefoltert, getötet, missbraucht und verraten. Aber wie zieht man die Leser dabei in den Bann? Wie sorgt man dafür, dass sie jede Seite verschlingen, sich gruseln und über die Wendungen staunen, ohne dass es unglaubwürdig wird? Ein knalliger erster Satz, tragfähige Romanfiguren, guter Stil – all das reicht nicht, wenn sich die Handlung von Seite zu Seite schleppt. Denn wenn der Plot nicht unter Strom steht, dann leuchtet der gesamte Roman nicht.

In der Werkstatt stellte jeder Teilnehmer sein Romanvorhaben in zwei Minuten vor. Welch eine Herausforderung, in so kurzer Zeit den Inhalt zu beschreiben! Danach wurde im Plenum mit Sebastian Fitzek über die Möglichkeiten und Grenzen des Plots gesprochen. Am nächsten Tag wurden die Plots optimiert und abschließend nochmals vorgestellt. Im Idealfall entstand eine Plotseite, mit der sich die Seminarteilnehmer bei Verlagen oder Agenturen kurz und bündig bewerben können.

Auch Sebastian Fitzek hat mal klein angefangen. »Bei meinem ersten Roman habe ich so ziemlich alle Anfängerfehler gemacht, die man machen kann«, gibt er vor der Gruppe zu. Gleich sieben Mal ließ ihn sein erster Lektor sein erstes Buch umschreiben, bevor er es annahm und seinem Verlag vorstellte. »Ich hatte einfach Glück gehabt auf mehreren Ebenen«, sagte der Bestseller-Autor, »außerdem wollte ich es den Skeptikern von damals zeigen, von denen zum Beispiel einer sagte: Mit dem Fitzek wird das nix.«
Es wurde dann doch was mit dem Bücher-Schreiben. Sebastian Fitzek ist heute Deutschlands erfolgreichster Psychothriller-Autor. Seine Bücher werden weltweit millionenfach verkauft. Sie sind Vorlagen für internationale Verfilmungen und Theaterinszenierungen.

Beim nächsten Buch wurde das mit dem Schreiben dann auch anders. »Beim ersten Buch weiß man noch überhaupt nicht, für wen man da schreibt. Man schreibt einfach die Geschichte, die man selbst gerne lesen will. Beim zweiten Buch ist das schon schwieriger«, sagte Fitzek. »Da hat man dann viel klarer den Leser vor Augen, man denkt an die Zielgruppe und Märkte. Aber das sind gefährliche Gedanken für Autoren. Wenn ich mich bei solchen Gedanken ertappe, dann versuche ich mich an das Gefühl zu erinnern, das ich beim Schreiben des ersten Buchs hatte.«

Die Autorin Nina Bellem ist über ihr erstes Buch längst hinaus und kann von ihrer Arbeit leben. Zehn Bücher aus dem Genre »Romance und Fantasy« hat sie unter verschiedenen Pseudonymen, z. B. Nina Hunter, schon veröffentlicht. Nun aber möchte sie das Genre wechseln: sie möchte Thriller schreiben. Nach einem ersten Versuch wollte sie sich für ihren zweiten Thriller professionelle Unterstützung holen und war gespannt auf die Reaktionen der anderen Teilnehmer und die Hinweise von Sebastian Fitzek. »Die ersten 100 Seiten des neuen Thrillers standen schon, aber dann habe ich sie im Vorfeld der Werkstatt alle weggeworfen und noch mal von vorne angefangen«, sagte Nina Bellem. »Mir hat schon die Aufgabestellung 1 Satz, 1 Wort, 1 Absatz geholfen, mein Projekt genauer zu strukturieren.« Als sie die neue Version ihres Plots dann im Plenum vorstellte, war die Resonanz sehr positiv, die Anregungen vielfältig. »Ich fand es spannend, wie die Meinungen so auseinander gingen.« Besonders die Reaktion von Sebastian Fitzek machte ihr Mut. Auf ihren Abschlusssatz: »Ich weiß, ich habe mir da was ziemlich Großes vorgenommen, deshalb habe ich auch ein bisschen Angst, na ja eher Respekt davor«, sagte Fitzek: »Das ist doch ein gutes Zeichen!«

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