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3 Fragen an Peter Henning

Draußen wie drinnen trägt er getönte Gläser. Seit einigen Jahren ist Peter Henning lichtempfindlich gegen Sonne und künstliche Beleuchtung. So sind die hochklappbaren Brillengläser sein ungewolltes Markenzeichen geworden. Oder gar ein Bild dafür, wie sensibel ein Schriftsteller die Welt beobachtet. Eine Welt, die ihn mitunter blendet, von der er sich nicht blenden lassen möchte.
Henning schreibt leidenschaftlich gern und denkt gern über das Schreiben nach. Was er als Schriftsteller anders machen würde, wenn er noch einmal am Anfang stünde? »Ich würde versuchen, andere Fehler zu machen«, sagt Henning.Sein Schreibspektrum ist breit und reicht von einem Roman über das Gladbecker Geiseldrama bis hin zu einem Buch über Schmetterlinge. An ihnen fasziniert Henning ihre große Zerbrechlichkeit, ihr absichtsloses Sosein im Sinne Goethes: »Verweile doch, ich bin so schön.«
Hennings erster Auftritt in Wolfenbüttel wäre fast verhindert worden, und zwar von einem Autofahrer, der ihn am Tag vor der Werkstatt in Köln vom Rad geholt hat. Einige Blessuren, ein großer Schreck, aber Henning reiste schmerzmittelgedopt trotzdem an, ließ fünfzehn Autorinnen und Autoren nicht im Stich – Respekt! Aktuell hat Henning jede Menge mit seinem Projekt »Der Rächer der erstochenen Katzen« zu tun. »Ich bin derzeit bei Fall siebenundsiebzig«, sagt Henning, »wir züchten gerade Katzen nach.« Am Rande der Werkstatt »Die erfundene Stadt« stellte ihm Olaf Kutzmutz drei Fragen.

Wer hat bei Dir die Weiche zur Schriftstellerei gestellt?

Bis fünfundzwanzig hatte ich nicht gelesen, nie ein Buch in der Hand. Erst durch den Tod meines polnischen Ziehvaters erwachte ich zu einem zweiten Leben, dann ging’s literarisch schlagartig los. Ich hatte zudem früh das Glück, dem Schweizer Schriftsteller Paul Nizon zu begegnen. Ich lernte durch ihn, was es bedeutet, einen Schriftstelleralltag zu leben. Das war anziehend und abschreckend zugleich. Noch lange nach den Begegnungen mit Nizon vibrierte ich vor Schreibenwollen, wusste jedoch nicht, worüber ich schreiben sollte. Mit späten siebenunddreißig gelang mir mit »Tod eines Eisvogels« mein Debüt – und dann war ich Schriftsteller.

Dein bevorzugter Schreibort?

Ich lese und schreibe immer im Liegen. Das klingt verrückt, ich weiß, hat aber viel damit zu tun, dass ich in einer bescheidenen Klause wohne. All meine Bücher, selbst die hundertseitigen Romane, habe ich zunächst handschriftlich notiert. Erst danach sortiere ich die Einzelteile und füge alles neu zusammen – ein großes schriftstellerisches Puzzlespiel.

Du bist Schriftsteller und Journalist – wie gut passt das zusammen?

Der Journalismus war für mich eine Schreibschule. Ich habe beispielsweise als junger Radiojournalist achthundertseitige Umberto-Eco-Romane in anderthalb Minuten besprechen müssen. Durch diese Arbeit habe ich gelernt, zu reduzieren und mich kurz zu fassen. Darüber hinaus habe ich als Leser seit rund fünfunddreißig Jahren von amerikanischen Kurzgeschichtenautoren profitiert. Diese Lektüren haben mir neben dem Journalismus vermittelt, wie Eindampfen und Pointieren gehen. All das schließt bei mir dennoch nicht aus, selbst Romane von mehreren hundert Seiten zu schreiben.

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