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Ein Grund zum Feiern

An der Bundesakademie haben die ersten Absolvent_innen der Weiterbildung für fachfremd unterrichtende Kunstlehrende ihr Zertifikat bekommen. Herzlichen Glückwunsch! Über den Bedarf und die Herausforderung sprechen wir mit Sonka Ludewig, die die Weiterbildung im niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung betreut.

ba: Frau Ludewig, vom Lehrermangel lesen wir sehr oft in den Medien. Meist geht es aber um die   MINT- Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Aber offensichtlich ist der Bedarf für Kunstlehrende auch sehr groß.

Sonka Ludewig: … und das ist schon seit Jahrzehnten so. Auch als es noch genug MINT-Lehrkräfte gab, waren Kunst und Musik Mangelfach!  Als wir 2021 mit dem ersten Durchgang für Kunst begonnen haben, gab es deshalb einen riesigen Ansturm und zwar sowohl von Lehrkräften als auch von Schulleitungen. Die 25 Plätze, die wir pro Durchgang haben, waren schnell ausgebucht.

ba: Wie erklären Sie sich den großen Bedarf?
Sonka Ludewig: Nun, das ist die erste Weiterbildung, die es für fachfremd unterrichtende Kunstlehrer_innen überhaupt gibt. Für viele andere Fächer, allen voran natürlich die Naturwissenschaften, aber z.B. auch Musik, gibt es solche Weiterbildungen bereits. Für die Kunst nicht. Und nicht zu vergessen: Niedersachsen ist nach meinen Recherchen das einzige Bundesland, das dieses Problem angeht und die Fortbildungen »Kunst im Primarbereich« sowie »Kunst im Sekundarbereich I« initiiert und auch finanziert.

ba: Was sind die Inhalte der Weiterbildung? Und an wen richtet sie sich?
Sonka Ludewig:  Sie richtet sich an ausgebildete Lehrkräfte, die eine hohe Affinität zu künstlerischem Gestalten mitbringen und Kunst bereits fachfremd unterrichten. Sie findet als zweijährige Weiterbildungberufsbegleitendstatt. Unterrichtet wird sie in 8 Modulen im Blended Learning-Format, d.h. es finden Präsenztage mit praktisch-künstlerischen Gestaltungen in der ba und Onlineseminare mit Theorieinputs statt. Zudem gibt es mit Selbstlernmaterialien und -aufgaben, die Pflicht, sich auch zwischen den Präsenzveranstaltungen mit der Materie auseinanderzusetzen. Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei die praktische Erprobung des Gelernten in der Schule und deren Reflexion ein. Inhaltlich ist die Weiterbildung sehr praxisbezogen: 1/3 ist künstlerische Praxis, 1/3 fachdidaktische Praxis und 1/3 Theorie, z.B. Kunstgeschichte oder Theorie der Fachdidaktik.

ba: Welches sind die besonderen Herausforderungen für fachfremd unterrichtende Kunstlehrer_innen?
Sonka Ludewig:  Grundsätzlich gilt für alle fachfremd unterrichtenden Lehrkräfte, dass es schwierig ist, den Unterricht auf die Lerngruppe anzupassen. In der Kunst ist es so, dass viele fachfremde Lehrkräfte durchaus ein künstlerisches Hobby haben und von der Schönheit des Faches begeistert sind. Aber durch das fehlende Studium sind sie eben nicht in allen Bereichen kundig und müssen häufiger nach „Schema F“ unterrichten.
Und genau das spiegelt sich auch im Feedback der Absolvent_innen: Sie haben jetzt einen besseren Überblick, auch über Themen, die ihnen vorher nicht so bewusst waren, wie z.B. Performance. Sie fühlen sich sicherer und können den Unterricht mutiger und individueller gestalten.

ba Und was meinen die »echten« Kunstlehrer_innen dazu?
Sonka Ludewig: Na ja, das ist ja kein »Schmalspurstudium«, sondern eine Weiterbildung, und es ist klar, dass es Unterschiede gibt und 8 Module etwas anderes sind als ein mehrjähriges Kunststudium.  Deshalb gibt es natürlich auch Unterschiede in den Abschlüssen: ein Master in einem Fach ist immer noch höherwertiger als ein Zertifikat der Weiterbildung.

 Die Weiterbildung für fachfremd unterrichtende Kunstlehrer_innen wurde in Kooperation zwischen dem NLQ (Niedersächsisches Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung), dem BDK (Fachverband für Kunstpädagogik ) und der Bundesakademie entwickelt und durchgeführt. Sie richtet sich an Lehrende, die bereits Kunst an Grundschulen und in der Sekundarstufe I unterrichten. Im Februar 2023 wurde der erste Lehrgang für die Sekundarstufe I erfolgreich beendet, Anfang März folgte der Lehrgang für die Grundschulen. Aktuell läuft ein weiter Kurs für die Sekundarstufe. Insgesamt sind dann 75 Kunstlehrer_innen an der ba qualifiziert worden.

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